Schmerzen, die vom V. Hirnnerven, dem Trigeminusnerven, ausgehen, gehören zu den heftigsten Schmerzerfahrungen überhaupt. Trigeminus ist das lateinische Wort für Drilling. Die drei Hauptäste des Nervs versorgen wichtige Gesichtsabschnitte mit Sensibilität, wie die Stirn (V1) und den angrenzenden Kopfbereich, Augen und Nase (V2) sowie die Regionen um Oberkiefer, Unterkiefer- und Kinn (V3). Darüber hinaus sind sie für die Aktivität (Motorik) zum Beispiel der Kau- und Schläfenmuskulatur zuständig.
Ursachen
Wir unterscheiden Trigeminusneuralgie ohne erkennbare Ursache („idiopathische Trigeminusneuralgie“) von der Trigeminusneuralgie als Folge einer anderen Erkrankung
Bei der idiopathischen Trigeminusneuralgie wird angenommen, dass durch den pulsierenden Druck eines den Nerven kreuzenden geschlängelt verlaufenden arteriellen Blutgefäß die Neuralgie entsteht. (siehe Therapie)
Bei der symptomatischen Trigeminusneuralgie kommt es im Rahmen einer Grunderkrankung wie zum Beispiel dem Entzündungsherd einer Multiplen Sklerose oder durch den Druck eines oft langsam wachsenden Hirntumor zur Neuralgie. Oft besteht hier zusätzlich zu den Schmerzen eine sensible Störung in einem der drei Äste des Trigeminusnervens.
Symptome
Die Schmerzen schießen meist auf einer Seite unvermittelt scharf und stechend ein, vornehmlich oberflächlich am Kinn sowie an der Wange, dort besonders auch an der Falte von der Nase zum Mund, aber auch die Zähne können weh tun. Die Attacken halten oft nur Sekunden an und können in kurzen Abständen mehrmals hintereinander an einem Tag auftreten. Danach folgen längere, schmerzfreie Phasen, bis der nächste Anfall eintritt. Bei wenigen Betroffenen bleibt dazwischen ein dumpfes Dauerschmerzgefühl bestehen. Häufig sind es bestimmte Ereignisse, die die blitzartigen Schmerzen auslösen, sogenannte Trigger, etwa ein Luftzug, eine Berührung im Gesicht, Zähneputzen, Kauen oder Sprechen, aber auch Stresssituationen. Im Zuge einer Schmerzattacke kommt es mitunter auch zu Muskelkrämpfen auf der betroffenen Gesichtsseite.
Diagnose
Die Diagnose wird durch die neurologische Untersuchung, Laboruntersuchungen und bildgebenden Verfahren (MRT, CCT) (link), selten auch durch eine Nervenwasserentnahme (Liquoruntersuchung (link) z.B. bei MS-oder Borreliose-Verdacht) gestellt.
Therapie
Liegt keine erkennbare Grunderkrankung vor, stehen zunächst Medikamente zur Verfügung. Schmerzmittel helfen nicht, da die Attacken zu kurz sind. Bewährt haben sich Medikamente zur Behandlung von Epilepsien ( z.B Carbamazepin, Lamotrigin) . Sie können den Schmerzanfällen vorbeugen, da sie auch auf die Erregbarkeit und Leitungsfähigkeit schmerzempfindlicher Nervenbahnen einwirken.
Operationen erwägen die Ärzte nur, wenn Medikamente nicht helfen können, der Patient jung ist und mit einer längeren Erkrankung zu rechnen ist oder die Schmerzursache einen chirurgischen Eingriff nahelegt, etwa bei einem Tumor.
Operative Maßnahmen zielen vornehmlich darauf ab, den gereizten oder unter Druck stehenden Nerven zu entlasten (Dekompression). Hier wir ein Stück Gewebe zwischen Nerv und pulsierender Arterie platziert. Eine moderne Technik bei einem durch einen Tumoren ausgelöste V-Neuralgie ist die neurochirurgischer Behandlung mit dem sogenannten Gamma-Knife, neuerdings zum Teil auch Cyber-Knife. Hier fokussiert ein spezielles Bestrahlungsgerät, beim Cyber-Knife eine Art Operationsroboter, Strahlenenergie präzise auf das Gewebe. Es wird damit gewissermaßen messerscharf, aber ohne Skalpell beseitigt oder ausgeschaltet.
Das Ausschalten des Nerven oder seines Ganglions durch Hitze (Thermokoagulation) oder Alkohol mittels Injektion wird heute wegen der hohen Rückfallquote nur noch selten ausgeführt.