Nervenschmerzen (Polyneuropathie)

Der Begriff Polyneuropathie bedeutet, daß viele (griech. poly = viele) Nerven gleichzeitig erkrankt sind und nicht ein einzelner wie z.B. bei einem Karpaltunnelsyndrom. Die betrifft aber immer nur das „periphere Nervensystem“  – also alle Nerven außerhalb unseres Rückmarkes und Gehirns (= zentrales Nervensystem, ZNS).

Was sind periphere Nerven?

Ein peripherer Nerv hat unterschiedliche Aufgaben. Er sorgt für Bewegung (motorisch), leitet Empfindung (sensibel)  wie Schmerz, Berührung, Temperatur und Lage (z.B.  Gelenkstellung) zur Verarbeitung  in unser zentrales Nervensystem und reguliert unser autonomes Nervensystem wie z.B. Darmfunktion, Herzfrequenz (vegetativ). Demzufolge können  folgende Symptome auf eine Polyneuropathie also eine Erkrankung oder Schädigung des peripheren Systems hinweisen, in der Regel zunächst an den Füßen:

  • Kribbeln, Ameisenlaufen
  • Schmerzhaftes Stechen, Elektrisieren
  • Taubes Gefühl oder ständiges Schmerzgefühl
  • Gefühl auf Watte zu gehen, Gang- und Trittunsicherheit
  • Muskelkrämpfe
  • Muskelschwäche oder Muskelverschmächtigung
  • Permanentes Kältegefühl der Füße, Fehlende oder übersteigerte Temperaturempfindung (z.B. beim Duschen)

Betrifft die Polyneuropathie auch autonome Nerven, können Symptome wie Herzrhythmusstörungen, Störungen der Blutdruckregulation, Harn- und Stuhlinkontinenz, Verstopfung oder Impotenz auftreten.

Ursachen:  Wie kommt es zu einer Polyneuropathie?

Eine Polyneuropathie ist Folge oder Symptom anderer Erkrankungen oder „neurotoxischer Substanzen“, die den Nerven (Axon) oder dessen Hülle (Myelinscheide) schädigen. Hier eine  unvollständige Rangliste der Ursachen von Polyneuropathien nach Häufigkeit:

  • Diabetes mellitus
  • Erhöhter schädlicher Alkoholkonsum
  • Medikamente !!
  • Entzündlich durch Erreger (z.B. Borrelien, Viren)
  • Vit B12-Mangel
  • Autoimmun bzw. bei Autoimmunerkrankungen
  • Bei Störungen des Eiweißstoffwechsels
  • Paraneoplastisch, also eine Tumorerkrankung begleitend
  • Erblich
  • Ungeklärt (ca. 20-30% )

Diagnose

Die Diagnose einer Polyneuropathie wird durch die Neurologische Untersuchung sowie Messung der Nervenleitgeschwindigkeit der betroffenen Nerven gestellt (NLG und EMG). Danach sind ergänzende Blutuntersuchungen, selten Nervenwasseruntersuchungen (Liquor) oder Nervenprobeentnahmen (Nervenbiopsie) erforderlich.

Therapie

Die Behandlung richtet sich in erster Linie nach der Ursache.  Sind darüber hinaus die Schmerzen erheblich, können diese durch bestimmte Medikamente, die auch in der Epilepsiebehandlung wirkungsvoll sind oder durch geringe Mengen von Antidepressiva wirkungsvoll bekämpft werden. Eine  Methode, die jedoch nur bei einigen Formen gut anschlägt, ist die so genannte „Hochtontherapie“, bei der Elektroden an Unter- und  Oberschenkel befestigt werden und 30-60 min/Tag stimuliert werden.


Weitere Informationen:

Selbsthilfegruppe Polyneuropathie Deutschland
http://www.pnp-shg.de