Chronische oder immer wiederkehrende Kopfschmerzen bei Kindern – keine Seltenheit
Schon im Vorschulalter sind 20% der Kinder betroffen, bis zum Ende der Grundschulzeit mehr als die Hälfte. Eine Untersuchung mit fast 7000 Schülern belegt, dass bis zum 12. Lebensjahr rund 90% der Kinder Kopfschmerzerfahrung haben. Unter den chron. Kopfschmerzen unterscheidet man 2 große Gruppen: Die Migräne und den Spannungskopfschmerz.
Migräne im Kindesalter
Die Migräne bei Kindern unterscheidet sich von der Migräne im Erwachsenenalter durch folgende Merkmale:
- Bei den Migräne-typischen Begleiterscheinungen (Übelkeit, Erbrechen, Lärm- und Lichtempfindlichkeit) stehen vor allem Übelkeit und Erbrechen bei Kindern häufig im Vordergrund. Manche Kinder klagen aber auch über immer wiederkehrende Bauchschmerzen
- Bei manchen Kindern äußert sich die Migräne in Form von regelmäßig auftretenden
- Schwindelattacken mit Übelkeit und Erbrechen, ohne Kopfschmerzen. Solche Beschwerden müssen auf jeden Fall ärztlich abgeklärt werden, um andere Ursachen auszuschließen
- Der pulsierende oder pochende Schmerz ist zumeist nicht nur auf eine Kopfseite beschränkt, sondern betrifft beide Seiten und die Stirn
- Die Attacken sind kürzer als bei Erwachsenen, dauern manchmal nur zwei Stunden oder sind möglicherweise noch kürzer
- Oft schläft das Kind im Laufe einer Attacke ein und ist nach dem Aufwachen weitgehend ohne Beschwerden
Auch bei Kindern kann es kurz vor einer Attacke zu neurologischen Ausfällen, der so genannten Aura, kommen. Dazu gehören Flimmersehen oder Lichtblitze vor den Augen, Gefühlsstörungen in Händen und Armen oder Sprachstörungen. Oft berichten die Kinder von „phantastischen Bildern“ (Alice im Wunderland-Syndrom).
Typische Ursachen für Migräne
Migräne hat viele Ursachen. Unbestritten ist jedoch, dass es eine genetische Disposition bei diesem Kopfschmerztyp gibt. Nicht selten berichten dann Elternteile ebenfalls von einer Migräne, die schon früh im Kindes- oder Jugendalter bei Ihnen aufgetreten ist. Typischerweise ist das die Zeit in der Pubertät oder kurz vorher.
Neben der genetischen Disposition gibt es jedoch auch noch eine Menge auslösender Faktoren, wie zum Beispiel
- bestimmte Nahrungsmittel, insbesondere tyraminhaltige. Tyramin entsteht bei der Zersetzung von Eiweißen und ist häufig natürlicher Begleitstoff von Nahrungsmitteln, zu deren Fertigung Schritte wie Gärung oder Fermentation gehören, so z. B. viele Käsesorten oder Schokolade. Es ist des Weiteren Inhaltsstoff von Bananen.
- Unregelmäßige Schlafgewohnheiten
- Reizüberflutung durch z.B. elektronische Medien
- Wetterwechsel
- Veränderte Lichtverhältnisse der Jahreszeiten
- Psychische Belastung, z. B durch Überforderung in der Schule
Spannungskopfschmerz
Im Gegensatz zur Migräne gibt es bei Spannungskopfschmerzen keine Unterschiede zwischen Kindern und Erwachsenen
- Der Schmerz ist dumpf-drückend bis ziehend und nicht pulsierend
- Der Schmerz tritt zumeist auf beiden Seiten des Kopfes auf (Er breitet sich häufig vom Nacken zur Stirn oder von der Stirn zum Nacken aus und zieht auch die Augen oder Wangen in Mitleidenschaft.)
- Der Schmerz ist von leichter bis mäßiger Intensität
- Der Schmerz wird bei körperlicher Bewegung nicht stärker
- Die Migräne-typischen Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Licht-, Lärm- und Geruchsempfindlichkeit fehlen. Gelegentlich kann eine leichte Übelkeit auftreten.
Typische Ursachen für den Spannungskopfschmerz
Der Spannungskopfschmerz tritt eher langsam zunehmend im Laufe des Tages auf und hat keine Aura und auch nicht den plötzlichen Beginn einer Migräne. Dafür hält er oft länger an. Nach unserer Beobachtung spielen hier insbesondere die psychischen Faktoren, nämlich Schulstress oder familiäre Konflikte, eine besondere Rolle.
Daneben gibt es folgende Ursachen zu beobachten:
- unzureichende Flüssigkeitszufuhr zum Beispiel nach sportlicher Aktivität
- unzureichende Nahrungszufuhr während des Schultages
- Lärm, keine Rückzugsmöglichkeit
- Dauerberieselung durch elektronische Medien
Wie Sie sehen, überschneiden sich die Ursachen und manchmal kommen Migräne und Spannungskopfschmerz auch zusammen, gehen ineinander über und sind kaum voneinander zu trennen.
Diagnostik
Die Diagnose wird durch eine sorgfältige Befragung von Kind und Eltern, eine neurologische Untersuchung und des EEG gestellt. Nur selten, wenn der Kopfschmerz sehr untypisch ist, mit neurologischen Ausfällen einhergeht und insbesondere wenn es zu Bewusstseinsstörungen kommt, sind bildgebende Verfahren wie zum Beispiel die Kernspintomographie (MRT) erforderlich.