Patienten mit Epilepsie waren schon immer mit vielen Vorurteilen konfrontiert. So wurde im Mittelalter angenommen, dass es sich bei diesen Patienten um von einem bösen Geist Besessene handelt und man schloss sie vom normalen sozialen Leben aus. Schädelfunde aus dieser Zeit zeigen durch chirurgische Eingriffe hervorgerufene Löcher in der Schädeldecke, durch die der böse Geist entfliehen sollte. Allein der Ablauf eines großen generalisierten Anfalls mit Zuckungen am ganzen Körper, Bewusstseinsverlust und tonischer Verkrampfung verängstigt noch heute viele, die unvorbereitet mit einem Anfall konfrontiert sind.
Epileptische Anfälle entstehen grundsätzlich durch unkontrollierte elektrische Entladungen von Nervenzellen im Gehirn. Ob diese Entladungen dann zu einer Bewusstlosigkeit, Bewusstseinsstörung oder keiner psychischen Beeinträchtigung führen, lässt grundsätzlich eine Unterscheidung in so genannte generalisierte (mit Bewusstlosigkeit) und fokale (mit Bewusstseinsstörung oder auch ganz ohne Bewusstlosigkeit) zu. Die korrekte Einteilung in diese unterschiedlichen Gruppen und Einschätzung der Bewusstseinsstörung führt im Alltag zu erheblichen Konsequenzen darüber, ob zum Beispiel ein Patient mit Epilepsie fahrtauglich ist oder nicht. Patienten mit epileptischen Anfällen, die unvorhergesehen jederzeit auftreten können und zu einer Bewusstseinsstörung führen, sind grundsätzlich fahruntauglich, wenn nicht mit Sicherheit davon auszugehen ist, dass sie zum Beispiel durch eine medikamentöse Behandlung anfallsfrei werden. Patienten mit einfach fokalen Anfällen wie zum Beispiel das rhythmische Zucken einer Hand ohne Bewusstseinsstörung können fahrtauglich sein, obwohl die Diagnose „Epilepsie“ gestellt wurde. Diese Unterscheidung und die Einschätzung zur Fahrtauglichkeit kann nur ein Neurologe treffen, der den Patienten gründlich untersucht hat.
Die Ursachen von Epilepsie in sind so wie die verschiedenen Formen sehr unterschiedlich, es gibt angeborene Formen, die häufig schon in der Kindheit auftreten und genetisch vererbt werden können, aber auch erworbene Epilepsie bedingt durch Durchblutungsstörungen, Hirntumoren, Entzündungen des Gehirns oder durch Alkohol/Medikamente.
Die Diagnose Epilepsie wird nach sorgfältiger Beschreibung des Anfallhergangs mit dem Elektroenzephalogramm (EEG) gestellt, das die elektrische Aktivität des Gehirns aufzeichnet. Bei einem epileptischen Anfall kommt es ähnlich wie bei einem „Gewitter“ zu typ. elektrischen Entladungen. Diese Entladungsmuster müssen aber nicht in einer anfallsfreien Phase sichtbar sein, weshalb die Diagnose manchmal nicht einfach ist. In einem solchen Fall versucht man über ein EEG mit Videoaufzeichnungen über 24 Stunden einen längeren Zeitraum oder z.B. auch Anfälle im Schlaf oder aus dem Schlaf heraus/ in der Einschlafphase zu erfassen.
Bei Anfällen, die erst im späteren Lebensalter auftreten , ist eine Kernspintomografie (MRT) zur Ursachenerkennung zwingend notwendig, da diese Anfälle oft mit morphologischen (Struktur-) Veränderungen im Gehirn einhergehen (zum Beispiel Schlaganfall, Hirntumoren etc.).
Nicht bei jeder Ohnmacht (Syncope), auch wenn sie mit Zuckungen der Arme und Beine einhergeht, handelt es sich um einen epileptischen Anfall. Auch kreislaufbedingte Ohnmachten können sehr ähnlich aussehen, die Unterscheidung ist manchmal für den Neurologen eine Herausforderung.
Weitere Informationen
Deutsche Gesellschaft für Epileptologie e.V.
www.dgfe.info
Deutsche Epilpsievereinigung e.V. Selbsthilfegruppen
www.epilepsie-vereinigung.de
Epilepsie online
www.epilepsie-online.de